Ob beim Wocheneinkauf oder beim Coffee-to-go – viele von uns merken täglich, dass das Leben teurer geworden ist. Auf vielen Nachrichtenwebseiten und den sozialen Medien ist immer wieder davon die Rede, dass Österreich in einer „Krise“ sei. Aber was bedeutet das eigentlich? Eine Antwort darauf hat Maik Schneider vom Institut für Volkswirtschaftslehre der Universität Graz: „Das Land steckt in einer schwierigen Umbruchphase, einer Transformation.“ Konkret ist das Bruttoinlandsprodukt (BIP) zwei Jahre in Folge nicht gewachsen, sondern sogar leicht gesunken, die Zahl der Arbeitslosen steigt und die Inflation ist konstant höher als im Rest der Eurozone.
Was das bedeutet, zeigt sich im Supermarkt. Egal, ob Brot, Fleisch, Schokolade oder Obst, in Österreich ist alles teurer als beispielsweise im Nachbarland Deutschland. „Dieser Preisunterschied ist durch geografische Ursachen wie Transportkosten und steuerliche Unterschiede allein kaum zu erklären“, betont der Experte. Soll der Staat hier nun eingreifen und Fixpreise einführen? „Das ist nicht zielführend“, sagt Schneider. „Vielmehr geht es darum, die Ursachen der hohen Preise in den Blick zu nehmen. Wie kann der Wettbewerb gestärkt und etwa territoriale Lieferbeschränkungen abgebaut werden?" Denn große Lebensmittelhersteller verhindern aktuell, dass etwa österreichische Einzelhändler gleich günstig wie deutsche Firmen einkaufen können. Das sieht man dann auch im Supermarktregal. „Diese Frage muss aber auf EU-Ebene gelöst werden“, sagt Schneider.
Preisdeckel
Ein Eingriff in die Preise wie etwa eine Preisdeckelung würde die Inflation auch nicht wirklich bekämpfen, sondern nur verschieben. Dieses Phänomen ist gerade in Österreich sichtbar. Die Strompreisbremse hat nur kurzfristig dabei geholfen, mit den hohen Energiekosten zurechtzukommen. „Die extremen Preise am Strommarkt waren immer da, sie wurden nur versteckt“, erklärt der Volkswirt. Der Effekt: Mit Ende des Preisdeckels stieg die Inflation wieder kräftig.
Obwohl große wirtschaftliche Herausforderungen vor uns liegen, warnt Schneider aber davor, jetzt alles schwarzzusehen: „Kürzlich haben sich etwa die Wachstumsprognosen leicht aufgehellt und trotz der schwierigen Lage gehe es vielen Menschen nicht schlechter als früher.“ Der Volkswirt betont, dass das BIP nicht das alleinige Maß für Wohlfahrt sei. „Man kann natürlich sagen, wenn die Menschen mehr Stunden arbeiten, bedeutet das kurzfristig mehr Wachstum“, sagt Schneider. „Aber es geht ja auch um Lebensqualität. Wollen wir mehr davon, benötigen wir vor allem Innovation.“
Innovation sichert Wohlstand
Europa stehe vor der großen Herausforderung, für die Zukunft fit zu sein, betont der Volkswirt. „In den USA arbeiten Top-Universitäten mit finanzstarken Investoren zusammen. Dieses Biotop fehlt hier.“ Das führt dazu, dass das Forschungsumfeld für Top-Wissenschaftler:innen in der EU oft nicht attraktiv genug ist. Hier entsprechende Maßnahmen zu setzen, ist gerade bei jenen Technologien wichtig, welche die Zukunft prägen, wie Künstliche Intelligenz oder erneuerbare Energien.
„Innovationen sind die wahren Wohlstands-Erzeuger. Wir müssen in Europa sicherstellen, dass wir den technologischen Wandel aktiv mitgestalten und vorantreiben. Ohne diese Fortschritte ist langfristiges Wachstum kaum möglich“, erklärt Schneider. Und hier spielen die Unis eine zentrale Rolle. Denn durch die intensive Grundlagenforschung bilden sie die Basis, aus der neue Technologie überhaupt erst entstehen könne.
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