Weihnachten! Mit nostalgischen Gefühlen erinnern sich viele daran, wie sie in ihrer Kindheit und Jugend dieses Fest feierten, umgeben von Düften, Lichtern und lieben Menschen, als Schnee am Heiligen Abend noch keine Seltenheit war. Noch immer ist Weihnachten in unserer Vorstellung, auf Postkarten und Geschenkpapier mit der glitzernden weißen Pracht verbunden, obwohl sich diese in den letzten Jahrzehnten rar gemacht hat.
Nostalgie spielt nicht nur im persönlichen Leben von Menschen eine Rolle. „Auch auf gesellschaftlicher Ebene erfüllt sie verschiedene Funktionen“, sagt Katharina Scherke. Die Soziologin erforscht, wie sie von der Politik instrumentalisiert wird, um Wähler:innen zu gewinnen, oder wie die Wirtschaft sie nutzt, um den Konsum anzukurbeln. Nicht nur im Weihnachtsgeschäft. So hat etwa die Automobilindustrie mit dem Mini und dem Fiat Cinquecento erfolgreich auf Retro-Design gesetzt.
Scherke weiß, dass Nostalgie vor allem in Krisen- und Umbruchzeiten Hochkonjunktur hat. „Das bitter-süße Gefühl ist verbunden mit Erinnerungen an schöne Erlebnisse im Kreise von Familie oder Freund:innen und hilft Menschen auf diese Weise, ihre Identität und biografische Kontinuität aufrecht zu erhalten“, erklärt die Soziologin. „Wenn sich eine Person einsam und verloren fühlt, weil sie zum Beispiel durch einen Migrationsprozess aus ihrem herkömmlichen Umfeld gelöst wurde, umgibt sie sich gerne mit Objekten, die nostalgische Gefühle hervorrufen. Daraus kann sie Kraft für Neues schöpfen.“ So kann aus dem Blick in die Vergangenheit ein Impuls für den Weg in die Zukunft werden.