Der Einfluss der Abgeltungssteuer auf die Haltedauer von Aktien - eine empirische Untersuchung von Directors' Dealings am deutschen Kapitalmarkt
Durch die Offenlegungspflichten von Directors’ Dealings (Insidergeschäften) von deutschen börsennotierten Kapitalgesellschaften können wir individuelle Haltedauern von Aktien ermitteln und empirisch analysieren. Da Gewinne aus privaten Aktienverkäufen unter dem Halbeinkünfteverfahren erst nach Ablauf der einjährigen Spekulationsfrist steuerfrei vereinnahmt werden konnten, entstand ein Lock-in-Effekt. Mit der Einführung der Abgeltungssteuer entfällt dieser Anreiz, da Gewinne aus privaten Aktienverkäufen unabhängig von der Haltedauer besteuert werden. Basierend auf einer Stichprobe von 1.211 Insidergeschäften (922 davon aus dem Halbeinkünfteverfahren und 289 aus der Abgeltungssteuer) zeigen wir, dass die Haltedauer für Gewinngeschäfte unter der Abgeltungssteuer wie erwartet signifikant niedriger ausfällt. Im Gegensatz dazu weisen Verlustgeschäfte unter der Abgeltungssteuer ebenfalls eine niedrigere Haltedauer auf, weshalb eine steuerlich motivierte Wahl des Veräußerungszeitpunktes für Verlustgeschäfte nicht plausibel erscheint.
Niemann, R. und Rünger, S. (2017): Der Einfluss der Abgeltungssteuer auf die Haltedauer von Aktien – eine empirische Untersuchung von Directors’ Dealings am deutschen Kapitalmarkt, in: ZfbF Schmalenbachs Zeitschrift für betriebswirtschaftliche Forschung, 69. Jg., Heft 1, S. 41-80.
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