Industrie 4.0 ist das Schlagwort für die moderne, automatisierte Herstellung. „Die Vision dahinter ist, dass sich ein Werkstück, beispielsweise ein Motor, auf einem mobilen Materialträger seinen Weg durch die Produktionshalle bahnt und sich dabei, abhängig von freien Kapazitäten, selbst die nächste Bearbeitungsstelle sucht“, schildert Ulrich Pferschy, Leiter des Instituts für Statistik und Operations Research. Die große Herausforderung dabei ist das Management der Komplexität. „Es müssen so viele Parameter berücksichtigt werden, dass diese Arbeit ohne Computereinsatz nicht mehr leistbar ist“, erklärt der Wirtschaftswissenschafter. Entsprechende Standard-Softwaresysteme sind allerdings nicht immer gut durchschaubar. Tobias Kreiter untersucht im Rahmen seiner Dissertation für ein Unternehmen, welche Potenziale beziehungsweise Grenzen eine bestimmte Software für den Einsatz in der Industrie hat. „Um ihre Leistungsfähigkeit zu evaluieren, errechnen wir mit mathematischen Methoden das tatsächlich Optimum für unterschiedliche Vorgaben und vergleichen es mit den Werten des Computerprogramms“, schildert der Doktorand. Konkret geht es um eine Anwendung für ein Motorenwerk, das verschiedene Modelle gleichzeitig fertigen möchte. Bislang wurde in mehreren Schichten ein Produkt hergestellt, um die Kosten für Werkzeugwechsel und Reinigung gering zu halten. „Das bringt für die Kundschaft längere Wartezeiten, außerdem wird der Wunsch nach individualisierten Produkten immer größer“, beschreibt Pferschy. Kurzfristige Änderungen gehören also bereits zum Tagesgeschäft. Die flexiblere Produktion bringt aber auch den Industriebetrieben Vorteile: „Die abwechslungsreichere Tätigkeit erhöht Konzentration und Motivation der MitarbeiterInnen“, unterstreicht Kreiter.
Das Projekt wird von der scc EDV-Beratung AG finanziert, mit der das Institut bereits seit 1997 in zahlreichen Vorhaben kooperiert und die mittlerweile mehrere AbsolventInnen der Karl-Franzens-Universität angestellt hat. Auch der Dissertant ist in Teilzeit dort beschäftigt. „Die Zusammenarbeit mit Industrie und Wirtschaft ist ein wichtiger Teil der Ausbildung und gewährleistet für unsere Studierende die Nähe zur Praxis“, betont Pferschy.
Friday, 07 July 2017