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Menschenströme

Dienstag, 24.11.2020, Universität, Forschen

Massentest wie eine Wahl: Logistik-Experte Marc Reimann erläutert, wie ein Großprojekt gelingen kann

Die angekündigten Covid-19-Massentests in Österreich sorgen für heftige Debatten. Nach dem Bekanntwerden von Informationen zur Testung spezifischer Berufsgruppen und Ausweitung der Ressourcen hat nun Marc Reimann, Logistik-Forscher an der Universität Graz, das Szenario erneut berechnet. Eine logistische Herausforderung ist das Unterfangen allemal.

Marc Reimann hat für seine Berechnungen wiederum Annahmen getroffen: Der Wissenschafter geht aufgrund derzeit vorhandener Daten davon aus, dass alle drei Minuten eine Probe genommen wird – ohne Warte- oder Stehzeiten – sowie, dass an allen Stationen jeweils 15 Stunden pro Tag getestet wird.
Entscheidende Faktoren sind, unterstreicht Reimann, Professor am Institut für Operations und Information Systems, die Anzahl der Stationen sowie der Teststraßen pro Station. Dass die Slowakei 3,6 Millionen BürgerInnen an zwei Wochenenden testen konnte, wurde durch eine massive Aufstockung auf 5000 Stationen möglich. In Südtirol wiederum strömten rund 340.000 Menschen zu 184 Stationen innerhalb von drei Tagen. „Eine unbekannte Größe ist allerdings, wie viele Teststraßen jeweils an den Prüfstellen zur Verfügung standen“, so der Forscher.

Teststraßen
Wird in Österreich in allen Gemeinden und damit an etwa 2000 Stationen (mit je einer Teststraße pro Station) getestet, so könnten neun Millionen ÖsterreicherInnen in etwa 17 Tagen einem Check unterzogen werden. „Beschränkt man sich auf die Altersgruppe der zehn- bis 65-Jährigen ließe sich das Vorhaben in knapp zwölf Tagen durchführen“, stellt Marc Reimann fest. Um die geplante Testung von etwa 200.000 PädagogInnen Anfang Dezember in nur zwei Tagen abzuwickeln, bräuchte es, so Reimanns Berechnung, 360 Straßen. Der Wissenschafter: „Somit müsste man an den 100 geplanten Stationen in den Bezirken jeweils knapp vier parallele Testmöglichkeiten schaffen.“

Lenkung der Menschenströme
Zur effizienten Organisation empfiehlt der Logistik-Experte analog zu Südtirol eine elektronische Voranmeldung: „Dadurch konnten die Menschenströme teilweise gesteuert und zu lange Warteschlangen samt dem damit verbundenen Gesundheitsrisiko verhindert werden.“ Zusätzlich könnte man Anleihen bei einer Nationalratswahl nehmen. „Die Teststationen entsprächen den Wahllokalen, jede/r ÖsterreicherIn bekommt eine Zuteilung, damit könnten auch die benötigten Kapazitäten an den Standorten recht gut prognostiziert werden“, erklärt Reimann.

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