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Probe(n)lauf

Freitag, 20.11.2020, presse, Universität, Forschen

Massentests für neun Millionen: Uni-Graz-Logistiker Marc Reimann errechnet monatelange Dauer

Massentests hat die Regierung für Dezember angekündigt, um die Covid-19-Infektionen in Schach zu halten. Was in der Slowakei schon funktioniert hat, soll auch hierzulande passieren. Freiwillig, versteht sich. Doch ist es überhaupt durchführbar, bei knapp neun Millionen ÖsterreicherInnen Proben zu nehmen? Marc Reimann, Logistik-Forscher an der Universität Graz, hat sich auf dieses Gedankenexperiment eingelassen. Und er kommt zum Schluss: Realistisch betrachtet könnte eine Durchtestung der gesamten Bevölkerung zwischen vier und sechs Monate dauern.

Unter der Voraussetzung, dass wirklich alle ÖsterreicherInnen sich auf Covid-19 testen lassen, hat Marc Reimann, Professor am Institut für Operations und Information Systems, Berechnungen angestellt, um folgende Frage zu beantworten: Kann man alle ÖsterreicherInnen innerhalb eines Monats durchtesten? Seine überaus optimistischen Annahmen: „Alle drei Minuten wird eine Probe genommen, an den Teststationen entsteht nie – im gesamten Monat – auch nur eine winzige Pause.“ Um diese Zahl zu erreichen, müsste man an 1000 Stationen sieben Tage die Woche, 15 Stunden täglich durcharbeiten. Damit käme man auf die benötigten 300.000 Tests pro Tag. Dies unter der Prämisse, dass auch die Auswertungskapazitäten entsprechend vorhanden sind.

Derzeit werden bis zu 30.000 Personen täglich auf Covid-19 untersucht. „Bei der gegenwärtigen Kapazität würden wir folglich zehn Monate brauchen, um ganz Österreich zu testen“, so der Forscher. Eine Verdoppelung der vorhandenen Ressourcen sieht er als realistisch, aber selbst dann würde ein Screening der neun Millionen EinwohnerInnen noch immer vier bis sechs Monate dauern.

Ganz abgesehen von der notwendigen Frequenzsteigerung sieht Reimann noch zahlreiche weitere logistische Herausforderungen: Sind überhaupt genügend Tests verfügbar? Wenn nein, woher könnten diese bezogen werden? Wo und wie sollen diese gelagert werden? Wie werden Sie von dort zu den Stationen verteilt?

Marc Reimann bringt auch noch den Faktor Mensch ins Spiel: „Wir wissen von den verschiedensten Konsumentscheidungen, dass Bequemlichkeit eine große Rolle spielt. Das heißt: Je mehr Teststationen es gibt, desto angenehmer ist es, zur nächstgelegenen zu gelangen.“ Dieser Aspekt, so der Logistik-Experte, könnte im Gegenzug die Akzeptanz des Testangebots erhöhen. Außerdem würde ein geringeres Personenaufkommen pro Standort die Sicherheit erhöhen. Der Haken: Die Dezentralisierung führe zu höheren Kosten, da mehr Stationen ja mehr Personal benötigen und auch die Verteillogistik aufwändiger wird.

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