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Berufsaussicht

Donnerstag, 07.04.2022, Forschen, Universität

Wie fassen Ukrainerinnen am Arbeitsmarkt gut Fuß? Personalpolitik-Expertin Renate Ortlieb weiß, wie Integration von Migrantinnen im Job gelingt.

Willkommen sind geflüchtete UkrainerInnen nicht nur in der Bevölkerung. Auch der Arbeitsmarkt erwartet sie mit offenen Armen. Renate Ortlieb, Professorin für Personal an der Universität Graz, weiß, wie Integration von Migrantinnen im Job gelingt.

Wie können geflüchtete Menschen am Arbeitsmarkt gut Fuß fassen?
Renate Ortlieb: Kontakte zur lokalen Bevölkerung erleichtern die Eingliederung. Das Arbeitsmarktservice vermittelt zwar gut, wird aber als Behörde wahrgenommen und dadurch skeptischer beurteilt als eine vertraute Person. Darüber hinaus ist es wichtig, die Arbeitsweisen, die Sprache und neue Menschen vor Ort kennenzulernen.

Welche Unterschiede gibt es zu vorangegangenen Migrationsbewegungen? Haben wir daraus gelernt?
Ortlieb: Ukrainerinnen, es kommen ja derzeit mehrheitlich Frauen, genießen gegenüber Syrerinnen und Afghaninnen – vermutlich aufgrund der kulturellen Nähe – eine andere Behandlung. Dass vieles jetzt rascher, flexibler und unbürokratischer funktioniert, ist natürlich zu begrüßen. Ebenso gibt es extra zugeschnittene Job-Ausschreibungen, das hatten wir früher kaum. Wir sollten alle mit gleichen Rechten ausstatten. Wegen des Unterschieds bleibt ein seltsamer Beigeschmack. Problematisch sehe ich auch, dass so manche Geflüchtete die Geschichte ihrer Großmutter mit im Gepäck hat. Denn während des Nationalsozialismus waren viele junge Frauen als Zwangsarbeiterinnen tätig. Dieser Aspekt wird gänzlich ausgeblendet.

Es bestünden gute Chance, Österreichs Fachkräftemangel zu entschärfen, äußerte sich kürzlich der Flüchtlingskoordinator der Bundesregierung Michael Takács zuversichtlich. Die Erwartungen sind also groß?
Ortlieb: Wir gehen davon aus, dass Ukrainerinnen im Durchschnitt gut qualifiziert sind. Dieses Potenzial sollten wir nützen, nicht nur die Anpassung in den Mittelpunkt stellen, auch wenn das bei Ukrainerinnen relativ leicht erscheint. Insgesamt wäre es der Gesellschaft und ArbeitgeberInnen zu wünschen, dass sie dem gegenüber, was anders ist, offener wird als 2015.

Unklar ist, ob die Geflüchteten länger bleiben werden und wollen. Was ist für eine längerfristige Perspektive entscheidend?
Ortlieb: Grundsätzlich haben es Frauen schwerer. Aus anderen Migrationsbewegungen wissen wir, dass eine dauerhafte Anstellung, gute Entwicklungsmöglichkeiten und Weiterbildung wesentlich sind, um gut Fuß zu fassen. In der Vergangenheit hat sich außerdem gezeigt, dass geflüchtete Frauen zwar nicht nur als Küchenhilfen oder Reinigungskräfte arbeiten, sondern auch in höher-qualifizierten Bereichen. Dies waren aber oftmals zeitlich befristete und schlecht bezahlte Stellen. Solche Arbeitsplätze können ein gutes Sprungbrett in den Arbeitsmarkt sein. Aber für wirkliche Integration sind auch eine angemessene Bezahlung und eine langfristige Perspektive notwendig.

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